Die Chronik

„Wenn dat Trömmelche jäht...“

Vom Spielmannszug „Blau-Weiß“ zum Tambourclub
„Spielfreunde“ Niederlützingen

 

Ob Kirmes oder Schützenfest, Junggesellenfest oder Rosenmontagszug, Seniorenfest oder eine „Goldene Hochzeit“. Wenn in unserer Gemeinde eine Veranstaltung stattfindet, ist zumeist ein Verein mit von der Partie: der Tambourclub „Spielfreunde“. Seit Jahrzehnten sorgt dieser Verein
für den musikalischen Rahmen von Fest-, Fackel- und sonstigen Umzügen sowie den verschiedensten anderen Aktivitäten.

 

Musivereine können in Niederlützingen auf eine lange Tradition zurückblicken. Unmittelbar nach dem Ende des Ersten Weltkrieges existierte bereits ein Spielmannszug. Er bestand aus einer handvoll Personen.

Als Tambourmajor fungierte Peter Seul. Neben ihm gehörten Josef Schmidgen, Fridolin Nachtsheim, Josef Paulsen, Josef Heuser, Peter Dahr und Peter Schlaf dem Verein an. Im Jahre 1920 wurde ein Foto aufgenommen, das die Aktiven in ihren Uniformen zeigt. Wie lange dieser „Knöppelches Musik-Verein“ bestand, lässt sich heute nicht mehr exakt sagen. In späteren Jahren tauchen andere Musikvereine auf, insbesondere Blasorchester, die die örtlichen Festivitäten musikalisch gestalteten.

Nach 1945 erfolgte der Wiederaufbau des Vereinswesens. In diesem Zusammenhang wurde Anfang der 50er Jahre in Niederlützingen wieder ein Musikverein gegründet. Es handelt sich um den Spielmannszug „Tambourcorps Blau-Weiß Niederlützingen“. Federführend bei der Gründung war der Wirt Roman Bednarek, der nach dem Zweiten Weltkrieg die Gaststätte „Luzencia“ übernommen hatte. Diese Gastwirtschaft war gleichzeitig auch das Vereinslokal. Hier fanden die Proben statt.

Relativ schnell trat der Spielmannszug in der Öffentlichkeit auf. In den nachfolgenden Jahren ist immer wieder von ihm die Rede, wenn in der Presse über Feste in Niederlützingen berichtet wird. Die „Blau-Weißen“ gestalteten darüber hinaus aber auch diverse Veranstaltungen in den Nachbarorten musikalisch. Im August 1958 organisierte das Tambourkorps Blau-Weiß einen Tambour- und Fanfarenwettstreit, an dem zahlreiche Spielmanns- und Fanfarenzüge aus der gesamten Region teilnahmen. Nachdem am Samstagabend ein Festkommers stattgefunden hatte, begann am Festsonntag im Saal Bednarek der Wettstreit. Nach diesem Wettbewerb formierten sich die verschiedenen Vereine zu einem großen Festzug durch den Ort. Ziel war der heutige Raiffeisenplatz, wo die Spielmannszüge Kostproben ihrer musikalischen Fähigkeiten abgaben. Das Festwochenende endete mit einem Festball, bei den auch die Platzierungen des Wettstreites verlesen und die Preise vergeben wurden. Das „Tambourkorps Blau-Weiß“ bestand bis in die 60er Jahre hinein.

Nachdem unser hiesiges Vereinsleben aus musikalischer Sicht für einige Jahre „brach gelegen“ hatte, entstand Ende der 60er Jahre ein neuer Musikverein. Am 23. August 1969 wurde der Tambourclub „Spielfreunde“ Niederlützingen ins Leben gerufen.

 

Die Gründungsversammlung fand im Gasthaus „Luzencia“ statt. Eine stattliche Anzahl von Musikfreunden hatten sich an diesem Tag in dem Lokal eingefunden. Sie wählten einen Vorstand, der den jungen Verein leiten sollte.

 

Alsbald begannen die Proben, die im Vereinslokal stattfanden. Als Übungsleiter fungierte Thomas Scherhag aus Andernach, der das musikalische Repertoire des Vereins in den ersten Jahren entscheidend prägte.

 

Bei den Proben waren von Anfang an viele Kinder und Jugendliche dabei, die innerhalb kurzer Zeit ein Instrument erlernten und mit Begeisterung bei der Sache waren. Apropos Instrumente: Einige Trommeln und Flöten übernahm man vom aufgelösten „Spielmannszug Blau-Weiß“ Niederlützingen, andere mussten neu angeschafft werden.

Nach einigen Monaten Probestunden standen dann auch bereits die ersten Auftritte an. So sorgte der Tambourclub beim Rosenmontagszug 1969 bereits für beste Unterhaltung. Die Uniform war in den ersten Jahren äußerst einfach. Die Musiker trugen bei ihren Auftritten schwarze Hosen und weiße Hemden. Beim Karnevalszug hatten sich die Musiker blau-weiß-gestreifte Matrosen-Shirts und eine Matrosenkappe aufgesetzt. Als Tambourmajor war zunächst Roman Bednarek aktiv. Ihm folgte nach einigen Monaten Willi Seul, danach Manfred Nonn und schließlich Gerhard Fink.

Anfang der 70er Jahre wurden die ersten Uniformen angeschafft. Die Spielfreunde traten nun in roten Anzugjacken, gelben Hemden und schwarzen Hosen auf. Die Zahl der Veranstaltungen, die der Tambourclub musikalisch begleitete, nahm von Jahr zu Jahr zu. Die Musiker waren nicht nur bei den verschiedensten Anlässen in unserer Gemeinde zu hören, sondern traten auch bei Veranstaltungen, insbesondere Junggesellenfeste, in der gesamten Region auf. Auf diese Weise wurden die Niederlützinger Musiker schnell zu einem festen Bestandteil des kulturellen Lebens und sind es bis heute geblieben.

Gemäß Vereinssatzung wurde und wird die „Unterstützung der örtlichen Vereine“ von den „Spielfreunden“ stets groß geschrieben. So ist es daher auch nicht verwunderlich, dass die Musiker seit 1977 bereits die Niederlützinger Kirmes mit drei weiteren Ortsvereinen gemeinsam veranstalten und, dass der Tambourclub 1978 zu den Gründern des Vereinsrings zählte.

 

 

Wie andere Vereine auch, so erlebten auch die „Spielfreunde“ in den vergangenen Jahrzehnten Höhen und Tiefen. Mehrfach musste man Nachwuchsprobleme überwinden, weil die Bereitschaft von Kindern und Jugendlichen, sich dauerhaft in Vereinen zu engagieren, mitunter arg zu wünschen übrig ließ. Die Spielfreunde konnten diese „Nachwuchssorgen“ dank großem Engagement aber immer wieder überwinden.

 

Erhalt und Festigung des kulturellen Lebens in Niederlützingen sind weitere Schwerpunkte des Tambourclubs.
Dass dies auch in Zukunft so sein wird, dafür werden die Vorstandsmitglieder  und darüber hinaus alle Aktiven
des Tambourclubs „Spielfreunde“ sicherlich sorgen.